Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen

Aus HercWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Buch Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen wurde 1762 von Johann Joachim Winckelmann in Dresden veröffentlicht. Es handelt von den archäologischen Entdeckungen, welche am Golf von Neapel und insbesondere in Herculaneum gemacht wurden.

Es ist Heinrich Reichsgrafen von Brühl gewidmet. Anlass dazu war Winckelmanns gemeinsamer dreiwöchiger Aufenthalt mit dem Grafen in Neapel.

Winckelmann selbst hatte Gelegenheit, die Ausgrabungen über zwei Monate hinweg im Museum in Portici gründlich zu erforschen und sich bei diversen Personen, zum Beispiel dem Leiter des Museums Camillo Paderni, über Fundumstände und Einzelheiten zu informieren. Die beschriebenen Gegenstände finden sich heute im Wesentlichen im Museo Archeologico Nazionale in Neapel.

Inhalt

Geographie (S. 3-16)

Zunächst beschreibt Winkelmann die Geografie des Golfes von Neapel mit seinen antiken Städten, wobei er die Veränderungen der Topographie im Vergleich zur Antike zu erklären sucht.

Ausgrabungen (S. 16-23)

Daraufhin berichtet er von der eher zufälligen Entdeckung von Herculaneum bei Brunnenarbeiten unter dem Prinzen Elbeuf und den späteren systematischen bourbonischen Grabungen zwischen 1752 und 1754, welche anfangs von dem dem eher dilettantisch agierenden Rocco Gioachino Alcubierre geleitet wurden, später von dem Schweizer Ingenieur Karl Weber, welcher Zeichnungen der Grundrisse der Entdeckungen, besonders der Villa dei Papiri, anfertigte.

Archäologische Funde (S. 23-62)

Die nun folgenden Beschreibungen Winckelmanns von heute teils verlorenen, in der Mehrzahl aber noch erhaltenen archäologischen Überresten haben den Charme des Pioniergeistes und zeugen von der beeindruckenden Antikenkenntnis des Gelehrten. Winckelmann legt bei den Ausführungen besonderen Wert auf Inschriften. Auch wenn die Bewertungen heutigen wissenschaftlichen Maßstäben natürlich kaum gerecht werden, sind darin doch schon Grundzüge moderner wissenschaftlich-systematischer Antikenforschung und Archäologie erkennbar. .

Die Herkulanischen Papyri (S. 63-97)

Der letzte Teil des Sendschreibens ist den Herkulanischen Papyri gewidmet, von denen Winckelmann nach eigener Aussage erstmalig Kunde gibt (S. 63). Anfangs wurden die verkohlten Papyrusrollen für Kohlestücke gehalten und weggeworfen, bis die Art ihrer Anordnung in einem Zimmer und das zufällige Vorscheinen einiger Buchstaben die Ausgräber erkennen ließ, dass es sich um Schriftrollen handelte. Winckelmann beschreibt zunächst ausführlich das antike Papyrusmaterials, die Rolle, ihre Eigenheiten und bringt einige Gedanken zum antiken Buch im Allgemeinen an (S. 62-77). Anschließend berichtet er von vier aufgerollten Papyrusrollen und drei Werktiteln (De musica, De rhetorica, De vitiis), welche durch die subscriptio allesamt dem epikureischen Philosophen Philodem von Gadara zugewiesen werden können (S. 77-79). Winckelmann beschreibt die Art der Buchstaben und der Tinte (S. 80-85); ferner weiß er auch von Wachstafeln (S. 85,86). Er erklärt das von dem Jesuitenpater Antonio Piaggio entwickelte Verfahren zur Aufrollung der Herkulanischen Papyri (S. 86-89) und drückt eine gewisse Enttäuschung über die Funde aus („hypochondrische und verstümmelte Klage wider die Musik“), hatte man doch auf verlorene Klassiker oder Historiker gehofft (S. 89,90). Mit einer Beschreibung des Museums in Portici und einem Epilog an den Grafen beschließt Winckelmann sein Sendschreiben (S. 90-96).