Alexandrinische Gelehrsamkeit

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Allgemeines

Anfänge

Die erste Beschäftigung der Griechen mit ihrer Sprache tritt im 5. Jh. v. Chr. auf. Auch die Schule spielt hier bei der Analyse von homerischen Texten eine gewisse Rolle. Platon, Aristoteles und die stoischen Philosophen systematisieren die grundlegende Sprachwissenschaft im 3. Jahrhundert weiter und die kanonischen athenischen Tragödientexte zeigen bereits einen gewissen Willen zur philologischen Gelehrsamkeit. Aber erst die alexandrinischen Gelehrten im Hellenismus begründeten eine echte philologische Tradition.

Scholastik

Die Gelehrsamkeit, also besonders die Beschäftigung mit alten griechischen Texten, besonders Homer, war in der Antike ein angesehene Kunst. Im 1. Jh. v. Chr. fand man in vielen Teilen der Griechisch-Römischen Welt Scholasten, seien es Bibliothekare, Grammatik- oder Rhetoriklehrer. Besonders in der Schule beschäftigten sich die Studenten mit der Interpretation und Analyse von Lyrik. [1]

Alexandrinische Schule

Bibliothek von Alexandria

Eine der wichtigsten Zentren der Gelehrsamkeit war die Bibliothek bzw. das Museum in Alexandria. Gegründet ca. 285 v. Chr. von Ptolemaios I. im Rahmen seiner groß angelegten Kulturpolitik, sollte sie die wichtigsten Werke der griechischen Literatur sammeln, katalogisieren, analysieren und bewahren. Ihre Leiter waren folgende:

  • Zenodotos von Ephesos (ca. 325-270 v. Chr.), nur in Zitaten bei anderen Autoren überliefert, wirkte vor allem in Etablierung von Homer und anderen Dichtern.
  • Apollonios Rhodios (ca. 295-215 v. Chr.), Gelehrter, aber bekannter für seine Gedichte, die auch teilweise überliefert sind. Sein Lehrer, Kallimachos (ca. 305-240 v. Chr.), ist ebenfalls berühmt für seine lyrischen Werke, war aber auch ein großer Scholast.
  • Eratosthenes von Kyrene (ca. 280-194 v. Chr.), war gleichzeitig Bibliothekar und Naturwissenschaftler.
  • Aristophanes von Byzanz (ca. 257-180 v. Chr.), in seine Amtszeit fällt die fortgeschrittene alexandrinische Gelehrsamkeit, in der ihre wichtigsten Werke entstanden. Er erfand außerdem die heute noch gebräuchlichen griechischen Akzente.
  • Aristarchos von Samothrake (ca. 216-145 v. Chr.). Er gilt als der bedeutendste griechische Philologe der Antike. Er editierte nicht nur Texte, sondern schreib auch Hypomnemata, also selbstständige Kommentare. Er musste kurz vor seinem Tod aus politischen Gründen aus Alexandria fliehen, wodurch sich die alexandrinische Gelehrsamkeit im ganzen Mittelmeerraum verbreitete. Seine Schüler (bspw. Dionysios Thrax oder Apollodoros von Athen gründeten Schulen und etablierten weitere Bildungszentren.[2]

Verbreitung im Römischen Reich

Die meisten Texte waren von den alexandrinischen Gelehrten bereits behandelt worden, sodass im 1. Jh. v. Chr. nur noch wenige originelle philologische Werke entstanden. Entweder suchte man sich unbekanntere nicht-klassische Dichter, oder kommentierte die Kommentare der Alexandriner. Durch letzteres Vorgehen sind viele Texte, wenigstens in Zitaten und Zusammenfassungen bis heute überliefert.

Maßgeblich zur Verbreitung der alexandrinsichen Schule in Rom hat wohl Tyrannion der Ältere (ca. 100-25 v. Chr.), ein Schüler des Dionysios Thrax beigetragen. Im 1. Jh. v. Chr. ließen sich auch einige weitere griechische Gelehrte in Rom nieder. Einige wichtige Scholasten sind Tryphon, oder der Alexandriner Didymos Chalkenteros, der eine gewaltige Menge an Kommentaren und anderen Werken zusammenstellte und auch selbst kommentierte. Besonders Kommentare zu Homer und Demosthenes, aber auch seine Monographien und Lexika überliefern die älteren Gelehrten.[3]

Entwicklung in der Kaiserzeit

In der Hohen Kaiserzeit erlebte die Zweite Sophistik einen Aufschwung und mit ihr auch eine neue Beschäftigung mit der griechischen Literatur. Autoren wie Lukian lernten klassisches Griechisch perfekt nachzuahmen, teilweise sogar andere Dialekte. Man beschäftigte sich nun mit anderen Details des Griechischen als noch die Alexandriner. Apollonios Dyskolos schrieb über Grammatik, sein Sohn Herodian über Akzentsetzung, der Grammatiker Hephaistion wiederum ist eine wichtige Quelle für die antike Metrik.[4]

  1. Vgl. Dickey (2007) 3-4
  2. Vgl. Dickey (2007) 3-6
  3. Vgl. Dickey (2007) 6-7
  4. Vgl. Dickey (2007) 8-9