Disziplin

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Hintergrund

Gewalt war in der antiken Welt universal verbreitet und nicht verpönt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass bereits im pharaonischen Ägypten körperliche Züchtigung zur Disziplinierung im schulischen Kontext nachgewiesen ist, eine Praxis, die auch noch nach dem Aufkommen des Christentums Bestand hatte. Die Beleglage dieser Disziplinierung ist außerordentlich reich und reicht von literarischen Zeugnissen (z.B. der Didaskalos des Herodas) bis zu Darstellungen auf Vasenbildern. Nach antiker Lehre betrachtete man Kinder als nicht vernunftbegabt und stellte sie - wie Sklaven - auf eine Stufe zwischen Tier und Mensch. Zu ihrer Erziehung und Besserung galt es daher als normal, Gewalt in unterschiedlichen Formen zu gebrauchen. Dabei wurde wohl zwischen Mädchen und Jungen kein Unterschied gemacht.

Absicht und Methoden der Züchtigung

In der Regel wurden die Schüler körperlich bestraft, wenn sie sich in der Schule schlecht verhalten hatten, allerdings konnte auch schulisches Versagen ein Grund dafür sein. Zur eigentlichen Disziplinierung wurden Sandalen (vor allem im häuslichen Kontext), Peitschen unterschiedlicher Stärke, Stöcke und die Fenchelrute (gr. narthex, lat. ferula) verwendet. Stuhl und Stock waren in der Antike und auch noch lange Zeit danach Zeichen der Machtposition der Lehrer. Daneben ist auch die abschreckende Wirkung dieser Maßnahmen nicht zu unterschätzen, die sich unter anderem auch in Schulübungen niederschlug.

Problematik

Durch die ständige Konfrontation mit körperlicher Disziplinierung war das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern, gerade in den unteren Bildungsstufen, sehr belastet. Allerdings wurde die Züchtigung im Schulalltag auch zu einem Gemeinplatz in der Antike, weswegen das reale Vorkommen dieser Praxis unklar bleibt. Gegen die Praxis der körperlichen Züchtigung im Schulbetrieb gab es in der Antike nur vereinzelt Stimmen (etwa Quintilian oder Plutarch), die aber keine grundlegenden Änderung der Situation mit sich brachten. Allerdings sah man ein, dass die Disziplinierung nicht auf demselben Niveau wie die von Sklaven stattfinden sollte. Daneben nahm die Disziplinierung durch Gewalt in höheren Bildungsstufen zunehmend ab. Dies war auch dadurch bedingt, dass Lehrer Gefahr liefen, ältere Schüler, die mittlerweile aus reicheren Familien stammten, durch exzessive Gewaltausübung zu verlieren.[1]

  1. Nach Cribiore, Gymnastics, 65-73