Euripidesscholien

Aus HercWiki
Version vom 15. August 2020, 19:48 Uhr von Administrator (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „=Antike Scholien= Neben den Scholien zu Homer und Pindar gehören diejenigen der griechischen Dramatiker zu den wichtigsten. Dabei sind zu neun Tragödien…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Antike Scholien

Neben den Scholien zu Homer und Pindar gehören diejenigen der griechischen Dramatiker zu den wichtigsten. Dabei sind zu neun Tragödien des Euripides Scholien erhalten,[1] die sich meist gut in alte und byzantinische unterteilen lassen.
Die antiken Scholien gehen hauptsächlich auf den Gelehrten Aristophanes von Byzanz zurück, der den alexandrinischen Text der euripideischen Tragödien festlegte und auch Einleitungen mit Hypotheseis[2] und weiteren Informationen zu den Stücken verfasste. Die Quellen von Aristophanes reichten dabei wohl bis in die Lebzeiten des Euripides zurück, wobei er auch Zugriff auf die offiziellen Kopien der Tragödien aus Athen hatte.
Neben Aristophanes verfassten auch zahlreiche weitere alexandrinische Gelehrte Kommentare zu Euripides, die schließlich von Didymos im 1. Jhd. v. Chr. zu einem Gesamtkommentar kompiliert wurden. Dieses Werk sowie das eines unbekannten Dionysios waren Grundlage für die alten Scholien.[3]
Anhand der antiken Scholien lässt sich die Manuskripttradition der euripideischen Tragödien nachvollziehen, sie offenbaren allerdings in ihren Lemmata und Kommentierungen auch richtige Lesungen, die in der Tradition längst verloren waren. Neben den zusätzlichen informationen des Aristophanes enthalten die Scholien auch lexikographische und mythologische Informationen aus römischer Zeit sowie Paraphrasen aus dem Schulunterricht.[4]


Byzantinische Scholien

Die byzantischen Gelehrten beschäftigten sich in ihren Scholien zu Eurupides hauptsächlich mit den Stücken Orestes, Hecuba und Phoenissae, der sogenannten byzantinischen Triade. Dabei kommentierten etwa Manuel Moschopulos (ausgehend von seinem Lehrer Maximos Planudes), Thomas Magister (schlecht erhalten) und Demtrios Triclinos (ein früher und ein eigener Kommentar) die Tragödien. Weitere anonyme Scholien aus Byzanz bezeugen, wie viel Aufmerksamkeit Euripides unter den Gelehrten genoss. Die byzantinischen Scholien selbst werden oft für die Textgeschichte oder die metrische Analyse herangezogen, aber kaum für die Rekonstruktion der alten Gelehrsamkeit zu Eurpides. Da die oben genannten Kommentatoren jedoch ebenfalls zum Großteil heute verlorene, antike Kommentare verwendeten, ist auch ihre Untersuchung maßgeblich zur Rekonstruktion der antiken Euripidesscholien.[5]

  1. Allerdings mangelt es an einer verlässlichen Edition. Für eine ausführliche Bibliographie zu den Euripidesscholien vgl. Dickey (2007) 33-34.
  2. Weitere solcher Inhaltszusammenfassungen existieren etwa aus byzantinischer Zeit, aber auch aus römischer Zeit mit den sogenannten Geschichten aus Euripides, die Dikaiarchos zugeschrieben wurden. Vgl. Dickey (2007) 32.
  3. Daneben existieren auch wenige Papyri mit Kommentaren und Marginalscholien zu Euripides. Vgl. etwa P.Würzb. 1, der Scholien zu Euripides' Phoenissae bietet.
  4. Vgl. Dickey (2007) 31-32.
  5. Vgl. Dickey (2007) 33-34.