Handbücher

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Neben den gängigsten Schreibmaterialien zeugt die Papiracea-Dokumentation von der Existenz von Handbüchern, in denen die Inhalte einer Fachdisziplin dargestellt werden. Die Handbücher sind das Ergebnis der Arbeit der antiken Pädagogen, die einen Prozess der Vereinfachung und Transkription der Fachdisziplinen für ein breiteres Publikum durchführten und sie an die verschiedenen Ebenen der paeideia anpassten.

Grammatik und Rhetorik

Zu den gebräuchlichsten Typen gehören grammatikalische (grammatike) und rhetorische (rhetorike) Handbücher. Ein Beispiel für ein rhetorisches Handbuch ist der Papyrus P.Thomas 15, der auf den Beginn des 2. Jh. n. Chr. zurückgeht und in einem ungenauen "runden Kapital" geschrieben ist. Ähnliche Zeugenaussagen sind τέχνη ῥητορική, anonym, einschließlich P.Oxy. LXXII 4855 und P.Oxy. XXIX 2506. Die erste, die sich durch einen strengen und ungenauen Stil auszeichnet, enthält Dokumente aus der Zeit von Caracalla, die zweite, aus dem I-II Jh. n. Chr., hat eine runde und scharfe, gut lesbare Schrift; sie enthielt eine Art Kompendium der Geschichte der archaischen griechischen Lyrik.

Medizin

Andere Arten von Handbüchern waren medizinisch. Ein berühmtes Beispiel ist P.Lond.Lit. 165, das auf I-II n. Chr. zurückgeht, autograph ist und auf schematische und synthetische Weise versucht, die von verschiedenen Schulen zum gleichen Thema vertretenen Theorien aufzudecken. Dies scheint einen didaktischen Ansatz zu zeigen, der auch für Handbücher in katechetischer Form typisch ist, in denen die Themen mit einer Abfolge von Fragen und Antworten dargestellt werden. Ein Beispiel ist PSI III 252 aus der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr., das in einem strengen, deutlich nach rechts geneigten Stil geschrieben ist. Das Layout dieses volumen schlägt die üblichen Tricks vor, um die Fragen von den anatomischen Beschreibungen zu trennen.

Philosophie

Es gab auch Handbücher zu philosophischen Themen. Ein Beispiel ist P.Hib. II 188, aus der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr., mit einer Abhandlung, in der die Grundprinzipien (δόγματα) der Lehre eines Philosophen dargelegt wurden. Seine didaktische Absicht wird in dem Proem gut verdeutlicht: Das Ziel des Autors ist es in der Tat, dem Leser die Grundkenntnisse zu vermitteln, die notwendig sind, um eine spezialisierte Lektion (lexis) der Philosophie zu bewältigen.

Andere Bereiche

Die Handbücher könnten auch andere Bereiche als rein schulische Themen abdecken, wie esoterische Themen (Magie: PSI VI 728; oder Astrologie: PSI XII 1289) oder eher praktische Disziplinen wie Ringen (P.Oxy. III 466).
Trotz des didaktischen Charakters dieser Handbücher ging man jedoch davon aus, dass es sich nicht nur um Schulbücher handelte, sondern auch um Bücher, die im Alltag konsultiert werden konnten, ohne unbedingt eine Fachschule besuchen zu müssen. Diese Hypothese wird durch das Zeugnis von Galen über die Existenz der Selbsterziehung, aber auch durch den Papyrus PSI I 85 gestützt. Auf dem recto befinden sich Zöpfe eines Dokuments, das mit Immobilien zu tun hat, während auf dem verso zwei Hände zu sehen sind, die zwei Arten von Schulübungen praktizieren, chreira und hypomnema, was davon zeugt, dass die Bürokraten auch nach Beendigung ihrer Schulzeit weiterhin interessiert waren und Rhetorik studierten.