Kupferstiche der Herkulanischen Papyri

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Entstehung in der Officina dei Papiri

Die aufgewickelten (s. Aufrollung der Herkulanischen Papyri) und abgezeichneten Papyri (s. Abzeichnung der Herkulanischen Papyri) wurden von den Interpreti, den Gelehrten der Accademia Ercolanese, wiederholt kontrolliert. Waren die Abzeichnungen in sich konsistent und für eine Publikation geeignet, erhielten die Mitarbeiter in der Officina, die insbesondere in früher Zeit gleichzeitig als Aufwickler, Abzeichner und Kupferstecher arbeiteten (Travaglione (2003) 89), auf Empfehlung der Gelehrten die königliche Erlaubnis, sie in Kupfer zu stechen; Travaglione (2003) 91. Nach Möglichkeit wurde ein Kupferstecher mit allen Stichen eines Papyrus betraut; Travaglione (2002) 120f. Anm. 62. Auf Geheiß des Königs wurde für alle Kolumnen eines Papyrus ein separater Kupferstich angefertigt; Travaglione (2002) 79; Travaglione (2003) 88. Die fertigen Kupferstiche wurden von den Gelehrten kontrolliert und in die Stamperia Reale geliefert.

Probedrucke in der Stamperia Reale

In der Stamperia Reale wurden Probedrucke angefertigt, auf deren Basis die Interpreten Übersetzung und Kommentar der Papyri anfertigten. Jeder Kupferstich wurde sukzessive verbessert. Erst als alle Kontrollen abgeschlossen waren, übergaben die Kupferstecher ihre Stiche der Real Segreteria.

Bezahlung der Kupferstecher in der Real Segreteria

In der Real Segreteria wurden die Kupferstecher für ihre Arbeit entlohnt. Ihre Bezahlung wurde nach dem Wert der Stiche von Giovanni, dem Vater von Gennaro Casanova, und Vincenzo Campana, zwei königlichen Abzeichnern der Schule von Portici, berechnet (Travaglione (2003) 91). Erst ab dem 22.12.1810 erhielten die Kupferstecher ein festes Gehalt, das sich ab dem 1.10.1822 auf drei Dukaten pro Kupferstich belief und zusätzlich zu den 19 Dukaten im Monat sowie 10 Dukaten und 50 Grana als Aufwandsentschädigung bezahlt wurde. Letztere wurde nur ausgezahlt, falls mindestens eine Kolumne eines Papyrus aufgerollt, abgezeichnet oder in Kupfer gestochen wurde; Travaglione (2002) 80f.

Endgültiger Druck

Schließlich gaben die Gelehrten ihre Zustimmung zum endgültigen Druck; Capasso (1991) 124; Travaglione (2002) 80. Dieser wurde in manchen Fällen erst Jahre nach der Fertigstellung eines Kupferstichs und Anfertigung der Probedrucke in der Collectio prior bzw. Collectio altera veröffentlicht. Die Stamperia Reale wurde deshalb inständig zum Schutz des unveröffentlichten Materials angehalten. Aus demselben Grund durften die Kupferstecher keine Exemplare ihrer Arbeit behalten; Travaglione (2002) 80; Travaglione (2003) 93.