Schreibmaterialien

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Das meiste Schreibmaterial in der Schule war billig und wurde einmal für Übungen genutzt und anschließend weggeschmissen oder wiederverwendet. Aufgehoben wurden oft nur die Aufgaben des Lehrers, die dieser als Vorgaben nutzte. Bei der Wahl des Schreibmaterials waren einerseits der Zweck im schulischen Kontext, anderseits die Erhältlichkeit und die Kosten ausschlaggebend.[1]

Papyrus

Papyrus war das beliebteste Schreibmaterial in der Schule, für Lehrer wie Schüler. Ungefähr die Hälfte aller Schulübungen steht auf Papyrus. Es war meist billig, teilweise von schlechter Qualität oder wiederverwendet (Palimpsest) und geflickt. Einige Exemplare sind recto und verso beschrieben, manchmal gedreht, um gerade als Anfänger mit den Fasern zu schreiben. Das ist aber nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine Schulübung, in Privathaushalten wurde ebenfalls oft die Rückseite genutzt. Dass die Blätter nicht eng beschrieben sind und häufig viel leerer Raum zwischen Übungen gelassen wurde, zeigt, dass Papyrus nicht teuer und jederzeit verfügbar war.
Papyrus wurde für verschiedene Übungen genutzt, besonders für lange Texte und Kopieraufgaben oder für Buchstaben- und Silbenübungen, die viel Platz benötigten. Tendenziell wurden er daher weniger im Elementarunterricht gebraucht, sondern vielmehr für fortgeschrittene Übungen verwendet.[2]

Ostraka

Ostraka, meist Tonscherben oder seltener flacher Kalkstein, waren ein einfaches, stets verfügbares und leicht transportierbares Schreibmaterial, das nicht nur von armen Schülern gebraucht wurde. Daneben wiesen die Tonscherben eine gute Haltbarkeit auf und gehörten zum traditionellen Schreibmaterial der Schule.[3] Ca. 1/3 der erhaltenen Übungen wurde auf Ostraka geschrieben, obwohl sie kein ideales Schreibmaterial waren.
Schüler schrieben auf die Scherben, wobei die Aufgaben jeweils an das Aussehen des Ostrakons angepasst wurden. Besonders Alphabete, kurze Textpassagen, Maximen und Sprüche mit klar überschaubarer Länge lassen sich auf diesem Beschreibmaterial finden.[4] Daher waren Ostraka besonders gut dazu geeignet, die Schrift zu erlernen und zu üben, während sie für Kalligraphie kein guter Beschreibstoff waren. Lehrer nutzten größere Ostraka auch dafür, längere Texte oder Übungen zum Abschreiben vorzubereiten und diese dann durch die Reihen zu geben.[5]

Holz- und Wachstafeln

Tafeln waren ein teureres Material und wurden eher von reicheren oder fortgeschrittenen Schüler genutzt. Es gab hölzerne oder mit Wachs überzogene,[6] die beide wiederverwendbar und sehr robust waren. Teilweise waren sie zu einem Notizbuch mit bis zu zehn Tafeln zusammengebunden, aber es gab auch einzelne Exemplare. In der Schule wurden die Tafeln meist parallel zur Längsseite beschrieben, offizielle Dokumente eher parallel zur kurzen Seite. Häufig wurden auch Hilfslinien mit Lineal gezogen, damit die Buchstaben grade standen. Etwa 20% aller Übungen stehen auf solchen Tafeln, vor allem auf Wachstafeln, die eher von den Anfängern benutzt wurden.
Tafeln wurden für Übungen genutzt, die ein häufiges Wiederholen benötigten oder die korrigiert werden sollten. Auch in den Rhetorenschulen waren Tafeln sehr beliebt, um Notizen und Eigenkompositionen festzuhalten.[7] Teilweise schrieb der Lehrer auf eine Seite der Tafel einen Text, den der Schüler darunter kopieren sollte. Fortgeschrittene übten ihre Kalligraphie auf den glatten Tafeln.[8]

Pergament

Pergament wurde nur wenig und eher in spätbyzantinischer Zeit in Schulen eingesetzt, meist in kleine Teile geschnitten und für Grammatikübungen.

Schreibinstrumente

Für Papyri, Ostraka sowie Holztafeln wurde in der Antike eine Rohrfeder aus Schilf (calamus) verwendet, die man in Tinte tauchte. Während die ägyptischen Schreiber ursprünglich sehr dünne Modelle verwendeten, kamen in griechischer und römischer Zeit dickere Modelle zum Einsatz, die spitz zuliefen und gespalten waren. Fehler konnten dabei nur mit Hand und Spucke oder speziellen Tilgungszeichen entfernt bzw. angezeigt werden.
Ein Griffel (stilus) wurde dagegen fast ausschließlich für Wachstafeln verwendet. Meist bestand er aus Metall, Elfenbein oder Knochen und wies ein spitzes Ende zum Einritzen der Buchstaben sowie ein flaches Ende zum Ausradieren auf.[9]

  1. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 147.
  2. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 147-148.
  3. Vgl. z.B. Diog. Laert. 7,174, der berichtet, dass Kleanthes seine Vorlesungsnotizen auf Ostraka niedergeschrieben haben soll.
  4. Ein eindrucksvolles Beispiel stellt [XIII 1300], auf dem ein Schüler fortgeschrittenen Niveaus, wohl im Rahmen eines Diktats, ein Sapphogedicht (Voigt 2) niederschrieb. Dabei ist keine stichische Trennung zu beobachten, sondern der Text ist vielmehr so auf das Ostrakon geschrieben, damit er auf das Material passt.
  5. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 151-152.
  6. Das Wachs konnte jedoch mit der Zeit verhärten und musste daher wohl fast monatlich erneuert werden, vgl. Herod. 3,15-18.
  7. Vgl. Quint. inst. 10,3,31-33.
  8. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 153-157.
  9. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 157-158; Cribiore, 'Writing, Teachers etc.', Kap. 5.