Schulübungen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus HercWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „==Abgrenzung zu Schultexten== Bei Schulübungen handelt es sich um die Aufgaben der Schüler im und für den Unterricht sowie die Vorlagen von Lehrern|Modell…“)
 
Zeile 35: Zeile 35:
 
===Grammatik-Übungen===
 
===Grammatik-Übungen===
 
Während der hellenistischen Periode wurde das Studium der Grammatik mit dem Lesen und der Interpretation literarischer Texte kombiniert. Während der römischen Epoche wurde die Grammatik zu einem eigenen Studienzweig. Grammatikübungen zeigen uns echte Handbücher, '''technai grammatikai''', die sich mit der Klassifikation und Definition verschiedener Wortteile befassen. Darunter erscheinen auch morphologische Paradigmen.
 
Während der hellenistischen Periode wurde das Studium der Grammatik mit dem Lesen und der Interpretation literarischer Texte kombiniert. Während der römischen Epoche wurde die Grammatik zu einem eigenen Studienzweig. Grammatikübungen zeigen uns echte Handbücher, '''technai grammatikai''', die sich mit der Klassifikation und Definition verschiedener Wortteile befassen. Darunter erscheinen auch morphologische Paradigmen.
==='''Scholia Minora'''===
+
===Scholia Minora===
Auch innerhalb der Grammatikübungen finden wir diese besondere Kategorie, die aus homerischen Kommentaren bestand, wobei der homerische Text in '''Lemmata''' unterteilt und mit den entsprechenden Glossen versehen wurde. Die Glossen waren eine Art Erklärung: Sie erschienen gewöhnlich in einer Spalte parallel zu der der Lemmata und lieferten eine Übersetzung der einzelnen homerischen Wörter. Obwohl dies eine weitere Schulübung war, entstanden solche Scholia nicht nur im Kontext der Schule.
+
Auch innerhalb der Grammatikübungen finden wir die besondere Kategorie der [[Scholia minora]], die aus homerischen Kommentaren bestand, wobei der homerische Text in '''Lemmata''' unterteilt und mit den entsprechenden Glossen versehen wurde. Die Glossen waren eine Art Erklärung: Sie erschienen gewöhnlich in einer Spalte parallel zu der der Lemmata und lieferten eine Übersetzung der einzelnen homerischen Wörter. Obwohl dies eine weitere Schulübung war, entstanden solche Scholia nicht nur im Kontext der Schule.
 
===Notebooks===
 
===Notebooks===
 
Die letzte Kategorie ist das, was Cribiore als " Notebooks " bezeichnet, eine Sammlung von Übungen verschiedener Art, die verschiedenen Ausbildungsstufen angehören und oft von mehreren Schülern geführt werden. Darüber hinaus wurden die meisten dieser Hefte auf bestimmten Materialien wie Wachstafeln oder mehrblättrigem Holz geschrieben. Die Besonderheit dieser Notebooks lässt Zweifel an ihrer Urheberschaft aufkommen. Cribiore glaubt, dass diese Hefte den Lehrern oder der Schule selbst gehörten und unter den Schülern zirkulierten, damit sie sie benutzen konnten.<ref>Nach Cribiore, Writing, Teachers..., Kap. 3-4</ref>
 
Die letzte Kategorie ist das, was Cribiore als " Notebooks " bezeichnet, eine Sammlung von Übungen verschiedener Art, die verschiedenen Ausbildungsstufen angehören und oft von mehreren Schülern geführt werden. Darüber hinaus wurden die meisten dieser Hefte auf bestimmten Materialien wie Wachstafeln oder mehrblättrigem Holz geschrieben. Die Besonderheit dieser Notebooks lässt Zweifel an ihrer Urheberschaft aufkommen. Cribiore glaubt, dass diese Hefte den Lehrern oder der Schule selbst gehörten und unter den Schülern zirkulierten, damit sie sie benutzen konnten.<ref>Nach Cribiore, Writing, Teachers..., Kap. 3-4</ref>
 
<references/>
 
<references/>

Version vom 15. August 2020, 19:40 Uhr

Abgrenzung zu Schultexten

Bei Schulübungen handelt es sich um die Aufgaben der Schüler im und für den Unterricht sowie die Modelle der Lehrer für den Unterricht. Schultexte hingegen sind professionell produzierte Bücher für den Unterricht und die Schüler. Jedoch ist es schwer, diese Texte von solchen für ein breiteres Publikum zu unterscheiden.

Forschungsstand

Bisher wurden Schulübungen eher von der Forschung vernachlässigt, da sie viele Wiederholungen aufweisen und kaum Eigenwert besitzen. Daneben ist diese Textgattung zwischen den dokumentarischen und literarischen Papyri angesiedelt und oft in entlegenen Publikationen ediert. Auch ein umfassendes Verzeichnis dieser Texte ist nach wie vor ein Desiderat, da oft eine ungefilterte Sammlung der Texte ohne geeignete Kriterien erfolgte.

Klassifizierung der Schulübungen

Zur besseren Klassifizierung der Schulübungen werden bevorzugt Elementarübungen aus dem griechischen und auch koptischen Bereich bis ins 8. Jahrhundert berücksichtigt, die das Erlernen der Schrift zeigen. Ausgeschlossen sind hingegen lateinische und mathematische Texte, da diese oft von erfahreneren Schülern angefertigt wurden.

Neben der wichtigen Vorbedingungen der Herkunft und der Situierung im Schulkontext sind 5 weitere Kriterien für die Sammlung der Schulübungen wichtig:

Auf Basis dessen lassen sich die verschiedenen Schulübungen, die für die klassische und ptolemäische Zeit anzusetzen sind, in der Reihenfolge, die dem damaligen Curriculum zum Erlernen des Lesens entsprach, präsentieren.


Kategorien von Schulübungen

Buchstaben des Alphabets

Die erste Stufe war das Erlernen des Alphabets. Die Lehrer ritzten die Buchstaben des Alphabets in Holztafeln, mit denen die Schüler übten, indem sie mit ihren Fingern den Konturen der einzelnen Buchstaben folgten. Quellen bezeugen, dass das Alphabet fast immer in der richtigen Reihenfolge gelehrt wurde. Wir haben jedoch eine zweite Art von Übung, die darin bestand, die einzelnen Buchstaben in zufälliger Reihenfolge zu üben, aber wahrscheinlich war diese Übung hauptsächlich den Schreibern vorbehalten, um ihr Schreiben zu perfektionieren. Eine weitere übliche Übung war z.B. das Alphabet rückwärts zu schreiben oder in Buchstabenpaaren (z.B. der erste und der letzte), oder das sogenannte chalinoi. Letzteres bestand in der Bildung von Buchstabenreihen (keine echten Wörter), die schwer auszusprechen waren. Die häufigsten chalinoi in Papyri sind zum Beispiel κναξζτης, φλεγμο oder δρωψ. Quintilian erinnert daran, dass diese Art von Übungen nicht nur dazu beitrug, das Erlernen des Alphabets zu verstärken, sondern auch die Aussprache zu verbessern.

Syllabarien

Zur elementaren Bildung gehörte immer die Fähigkeit, die Buchstaben des Alphabets zu Silben zu kombinieren. Fehler waren bei Übungen dieser Art äußerst häufig, so dass es leicht ist, die Hände der Schüler von denen der Lehrer zu unterscheiden.

Wortlisten

Sobald das Lernen einzelner Buchstaben und Silben gefestigt war, begannen die Schülerinnen und Schüler, sich auf Wörter zu konzentrieren. Die erste Übung bestand fast immer darin, den eigenen Namen zu schreiben, dann ging man dazu über, Listen von Wörtern verschiedener Art und Länge zu schreiben (oder zu kopieren). Seit der Römerzeit folgten die meisten dieser Listen einer alphabetischen Reihenfolge. Etwa die Hälfte der Listen, die wir erhalten haben, sind Übungen der Schülerinnen und Schüler, die andere Hälfte sind Kopiervorlagen, die von Lehrerinnen und Lehrern geschrieben wurden.

Schriftliche Übungen

Der Zweck der ersten Schreibübungen bestand darin, die Handschrift der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Anfänger übten die Form von Buchstaben, indem sie die Hände der Lehrer in Mustern nachahmten, während fortgeschrittenere Schüler übten, eine flüssigere Hand zu haben oder andere und ausgefeiltere Schreibstile zu erlernen. Die Studierenden gingen schrittweise vom Kopieren kurzer Passagen zum Kopieren längerer Passagen über.

  • Kurze Passagen: Maximen, Sprüche und eine begrenzte Anzahl von Versen

Fast die Hälfte dieser Übungen bestand aus dem Abschreiben von Maximen, die hauptsächlich der Poesie entnommen waren (Homer, und insbesondere die ersten Bücher der Ilias, war der bevorzugte Autor). Gnome, oder sententia, waren in den ersten Jahren die Grundlage der Ausbildung von Studenten. Es handelte sich dabei nicht nur um Schreibübungen, sondern auch um die Mittel, mit denen der Lehrer seinen Schülern grundlegende Werte vermittelte. Aus diesem Grund passte der Lehrer die Themen manchmal so an, wie es ihm gefiel, oder modifizierte das Original entsprechend dem Thema, das er mit seinen Schülern entwickeln wollte. Die Maximen wurden aber auch aus der Prosa übernommen, wie eine Art chria-Übung zeigt, die darin bestand, kurze Maximen mit einer Anekdote, Rätseln oder Fabeln zu kopieren.

  • Längere Passagen: Kopien und Diktate

Wenn ein Student Fortschritte machte, waren komplexere Übungen erforderlich, wie z.B. das Kopieren längerer Passagen von Gedichten oder Prosa. Für die Dichtung blieb Homer immer der Favorit, für die Tragödie war Euripides der beliebteste, für die Prosa Isokrates. Diese Kategorie von Übungen ist jedoch problematisch und zeigt eine Vielzahl von Händen, von denen einige bereits fortgeschritten sind. Dies liegt daran, dass sich auf diesem Niveau tatsächlich die beiden Gruppen von Studenten, die des grammatodidaskalos und jene des grammatikos, trafen. Sicherlich benötigte man noch die Modelle der Lehrer, aber diese machen ein Zehntel der Übungen in dieser Kategorie aus, und manchmal ist es schwierig, sie mit Sicherheit zu identifizieren. Auf dieser Stufe hatten einige Schülerinnen und Schüler bemerkenswerte Schreibfähigkeiten erworben, so sehr, dass viele von der Kopierübung zum Diktat übergingen.

Zusammensetzungen, Paraphrasen und Zusammenfassungen

Eine fließende Schreibfähigkeit wurde durch viel schwierigere Übungen verstärkt, die nicht mehr die Verwendung von Vorlagen erforderten, die vom Lehrer zur Verfügung gestellt wurden. Zu dieser Kategorie gehört die Masse von Paraphrasen, Kompositionen zu vorgegebenen Themen, Zusammenfassungen homerischer Episoden oder ganze Bücher und Dialoge. Schließlich finden sich in dieser Kategorie auch rhetorische Übungen wie die der ethopoiia. Ein Beispiel enthält fünf mittelmäßige Epigramme, die jeweils durch eine Prosazeile eingeleitet werden. Diese stellt ein imaginäres Gespräch zwischen verschiedenen mythologischen Figuren dar.

Grammatik-Übungen

Während der hellenistischen Periode wurde das Studium der Grammatik mit dem Lesen und der Interpretation literarischer Texte kombiniert. Während der römischen Epoche wurde die Grammatik zu einem eigenen Studienzweig. Grammatikübungen zeigen uns echte Handbücher, technai grammatikai, die sich mit der Klassifikation und Definition verschiedener Wortteile befassen. Darunter erscheinen auch morphologische Paradigmen.

Scholia Minora

Auch innerhalb der Grammatikübungen finden wir die besondere Kategorie der Scholia minora, die aus homerischen Kommentaren bestand, wobei der homerische Text in Lemmata unterteilt und mit den entsprechenden Glossen versehen wurde. Die Glossen waren eine Art Erklärung: Sie erschienen gewöhnlich in einer Spalte parallel zu der der Lemmata und lieferten eine Übersetzung der einzelnen homerischen Wörter. Obwohl dies eine weitere Schulübung war, entstanden solche Scholia nicht nur im Kontext der Schule.

Notebooks

Die letzte Kategorie ist das, was Cribiore als " Notebooks " bezeichnet, eine Sammlung von Übungen verschiedener Art, die verschiedenen Ausbildungsstufen angehören und oft von mehreren Schülern geführt werden. Darüber hinaus wurden die meisten dieser Hefte auf bestimmten Materialien wie Wachstafeln oder mehrblättrigem Holz geschrieben. Die Besonderheit dieser Notebooks lässt Zweifel an ihrer Urheberschaft aufkommen. Cribiore glaubt, dass diese Hefte den Lehrern oder der Schule selbst gehörten und unter den Schülern zirkulierten, damit sie sie benutzen konnten.[1]

  1. Nach Cribiore, Writing, Teachers..., Kap. 3-4