Vincenzo Merli
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Biographie
Vincenzo Merli ist der erste und langjährigste Schüler von Antonio Piaggio, den dieser oftmals als seinen Freund, Gefährten und Kollegen bezeichnete; Iezzi (1980) 77. Er war insgesamt etwa 46 Jahre in der Officina tätig (1753-1799).
Anfangszeit in Neapel (1753-1756)
Piaggio brachte den Abt Merli bereits im Juli 1753 (oder wenig später) aus Rom mit sich nach Neapel, d.h. kurz nachdem er seinem eigenen Ruf dorthin gefolgt war. Am Anfang war Merli direkt von Piaggio abhängig und erhielt wohl einen kleinen Teil von dessen Monatslohn von 30 Dukaten.
Gehaltszuweisung, -erhöhung und -einstellung (1756-1765)
Als Zeichen der Wertschätzung seiner Arbeit und zu seiner weiteren Motivation wurde ihm ab Oktober 1756 ein eigener kleiner Lohn von 3 Dukaten im Monat zugewiesen; Iezzi (1980) 80. Im August 1757 wurde sein Lohn schließlich auf 6 Dukaten verdoppelt. Merli war allerdings trotz Gehaltserhöhung unzufrieden - nahm er doch an aller Arbeit und Mühe Piaggios Anteil, nicht aber an dessen Ruhm. Merlis Frustration und die mühsame, wetterabhängige und deshalb nur langsam voranschreitende Arbeit bedingte wohl seinen verbreiteten Ruf, ein untätiger und fauler Müßiggänger ohne Ausdauer, Interesse und Enthusiasmus zu sein, der zudem oftmals mit Abwesenheit glänzen und sich obendrein noch über seinen unzureichenden Lohn beschweren würde; Iezzi (1980) 81f.; 89; 91. Mitte Oktober 1765 wurde schließlich Merlis Bezahlung eingestellt.
Gehaltszuweisung und -erhöhung (1766-1796)
Nach Bittschreiben Piaggios und Merlis erhielt der Abt ab März 1766 erneut einen Lohn von 3 Dukaten; Iezzi (1980) 92f. Noch im selben Monat wurde Piaggio und Merli ein gemeinsames Arbeitszimmer fernab von Lärm und Unruhe zugeteilt, das ihren Eifer und Fleiß stärken und laut Camillo Paderni ihre Ausreden, mit denen sie sich vor ihrer Arbeit zu drücken versuchten, entkräften sollte; Iezzi (1980) 94-96. Das neue Zimmer verfehlte seine beabsichtigte Wirkung nicht, so dass der König Mitte November 1766 Merlis Gehalt wieder auf 6 Dukaten heraufsetzen ließ. 1771 wurde es sogar auf 9 Dukaten erhöht; Iezzi (1980) 99f.
Nach dem Tod Piaggios (1796): Revolution und Entlassung
Merli wurde nach dem Tod Piaggios im Gegensatz zu seinen neuen Kollegen Giambattista Malesci, Gennaro Casanova, Antonio Lentari und Camillo Paderni jr. von der Verteilung des Gehalts Piaggios (1798) trotz seiner privilegierten Beziehung zu diesem ausgeschlossen und musste Lentari die Nachfolge Piaggios als Leiter der Officina überlassen. Laut John Hayter wurde Merli 1799 als Mitarbeiter in der Officina entlassen, weil er in die Revolution verstrickt war; Hayter (1811) 51. Seine weitere Tätigkeit liegt im Dunkeln, doch gibt es noch ein Dokument von Ende 1807, in dem er eine Vollmacht für sein Gehalt für die Tätigkeit in der Officina ausstellt; Iezzi (1980) 100f.
Aufgerollte Papyri
- 1761: PHerc. 1675
Außerdem unterstützte Merli Piaggio bei der Aufrollung; dokumentiert ist dies für PHerc. 1669 (abgeschlossen 1766).