Vorlagen von Lehrern

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Vorlagen von Lehrern

Da es im antiken Büchern an professionellen Schultexten mangelte, konzipierten viele Lehrer kurzerhand eigene Vorlagen für ihren Unterricht. Oft wurden die Modelle auf Holz- oder Wachstafeln festgehalten, da diese anders als Papyri oder Ostraka besser unter den Schüler verteilt werden konnten, ohne dass sie beschädigt wurden, und auch wiederbenutzt werden konnten. Es wurden jedoch auch sehr große Modelle gefunden, einige auf Holzbrettern, andere auf Ostraca, wieder andere auf Kalkstein. Man kann die Hypothese aufstellen, dass diese großen, schweren und äußerst schwierig zu handhabenden Modelle, die gleichen Funktionen wie die kleineren hatten, aber irgendwo in der Klasse ruhten, wie moderne Tafeln. [1] Die Vorlagen der Lehrer gehören zu den wenigen Zeugnissen, die es erlauben, die pädagogische Methoden des antiken Unterrichts nachzuvollziehen.

Evidenz und Terminologie der Vorlagen

Besonders antike Gewährsmänner wie Clemens von Alexandria, Seneca oder Quintilian sprechen von Vorlagen der Lehrer für den antiken Unterricht, aber auch Vasendarstellungen lassen darauf schließen. Sie werden als hypogrammoi paidikoi oder einfach nur hypogrammoi (lateinisch: exemplar/praescriptum) bezeichnet, wenn es um separate Lehrvorlagen geht, die im Unterricht verwendet wurden, aber auf denen selbst nicht geübt wurde. Wurde stattdessen die Vorlage selbst für Kopierübungen darunter verwendet, so spricht man von epigrammoi (lateinisch: superpostum/superpositum). Das praescriptum oder auch protypium wiederum wies oft in Wachs eingeritzte Buchstaben auf, die ein basales Nachvollziehen und Nachzeichnen der Buchstaben durch die Schüler ermöglichten.

Charakteristika und Funktionen

Bei den enthaltenen Vorlagen handelt es sich oftmals um Maximen, Verse und Sprichwörter, aber auch Wortlisten, Alphabete und Syllabare sind nachgewiesen. Dabei waren diese oft als Modelle für Anfänger gedacht, um die Buchstaben des Lehrers nachzuahmen und Kalligraphie zu üben, während fortgeschrittenen Schülern eher diktiert wurde. Ein häufiges Kennzeichen dieser Lehrervorlagen sind Wort- und Silbentrennung sowie Lesezeichen, die dem besseren Verständnis dienten. Auch sind in den zu kopierenden Texten oftmals Aufforderungen der Lehrer enthalten, wie etwa philoponei (Sei aufmerksam!). Als Funktionen der Vorlagen sind das Kopieren von Texten zur Verbesserung der Handschrift, das Erstellen eigener Vorlagen durch die Schüler sowie der Gebrauch als Lesebücher zu nennen.

  1. Vgl. Cribiore, 'Gymnastics', 135; und Cribiore, 'Writing, Teachers etc.', Kap. 8.